Yoga-Blog im Juni

Healthismus – eine Krankheit unserer Zeit?

Manche Menschen zählen ihre Schritte mit Hilfe von kleinen technischen Geräten, manche zählen ihre Kalorien und ihre Kilos, ihre Falten, ihre grauen Haare. Andere zählen ihre Termine, ihre Urlaube, ihre Autos, ihre Leistungen, Lebenspartner*innen, ihr Geld auf dem Konto. Ich habe zurzeit den Eindruck, dass viele Menschen ihr Ego ungeheuer wichtig nehmen und nicht merken, wie sie sich selbst, ihren Körper, ihren Geist und ihre Seele dabei ausbeuten. Sie sind Getriebene, werden immer schneller, atemloser, liebloser und unachtsamer.

„Viele Menschen brauchen eine Art offizieller Erlaubnis, ehe sie es wagen, vom Handlungs-Modus in den Seins-Modus umzuschalten, wohl hauptsächlich deswegen, weil wir von Kindesbeinen an daran gewöhnt sind, alles Tun höher zu bewerten als das einfache Sein. Niemand hat uns je etwas darüber beigebracht, geschweige denn verraten, wie man es findet.“ (J. Kabat-Zinn)

Unser Körper ist vergänglich. Er altert aber schneller und heilt langsamer, wenn wir seine Signale ignorieren. Ob krank oder gesund – wir sollten lernen, achtsam in unserem Körper zu sein, unseren Atem und die vielfältigen auftauchenden Empfindungen zu beobachten.

Unser Körper ist wie ein wundervolles, empfindsames Musikinstrument, wie eine Gitarre. Es ist wichtig, die richtige Stimmung zu finden, weder zu straff, noch zu locker. Erst dann entsteht unsere ureigene Lebens-Musik. Und zu guter Musik gehören schnell und langsam, laut und leise, hoch und tief.

Ein wirkungsvolles Üben des Körperbewusstseins ist der Hatha-Yoga.  Der Körper wird gekräftigt, und ich akzeptiere geduldig meine Grenzen. Ich trainiere und erlebe mich gleichzeitig als vollkommenes Ganzes, unabhängig davon, wie fit oder krank ich mich im Augenblick fühle.  Yoga in Meditation ist auch die Kunst des Nicht-Tuns, des Seins, des Loslassens, der Pausen. Permanent höher, schneller, weiter? Yoga ist etwas grundsätzlich Anderes…

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